Infobroschüre zur Revolution: Rojbas Rojava

Rojbas RojavaKlick hier für das PDF: Rojbas Rojava

Die Broschüre wird alle sechs Monate aktuallisiert. Bei Fragen/Rückmeldungen kannst du uns eine Mail an agb@immerda.ch schicken.

Wir, Anarchist*innen aus dem Raum Bern (Schweiz) haben zwischen Herbst 2014 bis Herbst 2015 mehrmals die autonomen Kantone in Rojava besucht. Dabei haben wir sehr unterschiedliche politische oder gesellschaftliche Situationen erlebt und wollen unsere gemachten Erfahrungen in dieser Broschüre bündeln.

Dem Projekt Rojava werden verschiedene Etiketten aufgedrückt – von anarchistisch über kommunistisch bis hin zu demokratisch. Es scheint fast so, als wäre die Solidarität von der entsprechenden ideologischen Einordnung abhängig. Die Realität in Rojava zeigt aber, dass ideologische Grenzen aufgesprengt werden. Dass in der Schlacht gegen Daesh (Islamischer Staat) Anarchist*innen mit Kommunist*innen oder abenteuerlustigen Texaner Seite an Seite kämpfen wird argwöhnisch belächelt. Während die radikale Linke in Europa von einer egalitären, klassenlosen oder herrschaftsfreien Gesellschaft träumt, hat sie aufgehört selbstkritisch zu sein. Dabei sind es die politischen Auseinandersetzungen und Kämpfe, die einen revolutionären Prozess erst in Gang setzen. Die Revolution in Rojava ist behaftet mit Widersprüchen, eröffnet aber mehr Perspektiven als alle Kämpfe und Versuche in den letzten 20 Jahren. Sie bietet Möglichkeiten, die greifbar sind und bei denen sich alle – sowohl Kritiker*innen wie auch Befürworter*innen beteiligen können und müssten.

Die Revolution in Rojava ist eng verbunden mit der historischen Unterdrückung der Kurden in Syrien, mit dem Krieg gegen Daesh und mit Widersprüchen oder Missverständnissen innerhalb der radikalen Linke. So bedeutet die Forderung nach einem demokratischen Rojava keine westliche Demokratie, sondern verlangt nach basisdemokratischen Strukturen.

Die Bilder bewaffneter Frauen aus Rojava sind mittlerweile weltbekannt. Dabei geht es jedoch um mehr als nur um „schöne“ Bilder, sondern um die Befreiung der Frau. Viele von ihnen betrachten diesen Kampf als Möglichkeit sich aus den Ketten des Patriarchats zu befreien.

Rojava ist für uns momentan der bedeutendste Hoffnungsschimmer am revolutionären Horizont. Die Revolution ist aber noch lange nicht abgeschlossen und befindet sich mitten in einer Phase, die ganz unterschiedliche Richtungen und Formen annehmen kann. Gerade deswegen ist es wichtig, die Situation vor Ort zu analysieren und sich in den jeweiligen Diskursen zu beteiligen.

Denn trotz internationaler Reisegruppen und kontinuierlicher Beteiligung aus verschiedenen Ländern, ist die Informationslage über Rojava und die Solidarität vor Ort dennoch dürftig – vor allem im deutschsprachigen Raum.

Mit dieser Broschüre wollen wir diese Informationsknappheit überwinden, um Diskussionen für Solidaritätsprozesse anzuregen.