Freiheit für die angeklagten Trump-Gegner*innen!

25. Juni 2018 / Text via IWW JAM
Freiheit für die angeklagten Trump-Gegner*innen!
Gestern demonstrierte rund ein Dutzend Aktivist*innen vor der US-Botschaft in Bern für die Freiheit von über 40 angeklagten Trump-Gegener*innen, denen in den USA der Prozess gemacht wird, weil sie sich am 20. Januar 2017 (J20) angeblich oder tatsächlich an Protesten gegen den Amtsantritt von Donald Trump beteiligt haben. Die Staatsanwaltschaft forderte im Nachgang zu den Protesten drakonische Haftstrafen von über 60 Jahren – wegen der blossen Teilnahme an einer Kundgebung. Unter den Angeklagten befinden sich auch Mitglieder der IWW (Industrial Workers of the World). Die Teilnehmer*innen der heutigen Mahnwache folgten denn auch einem Aufruf der von der Nordamerikanischen Regional Aministration (NARA) der IWW und verlangten ein sofortiges Ende der staatlichen Repression gegen alle Angeklagten. Der überschaubare Protest löste einen veritablen Polizeieinsatz aus. Es wird von staatlicher Seite nun geprüft, ob die kontrollierten Aktivist*innen zur Anzeige gebracht werden können.

Gewerkschaftsbewegung im Visier des Immobilien-Milliardärs
Schon beim Amtsantritt bereitete der neue Präsident seine Zuhörer auf einen baldigen Wirtschaftskrieg vor. Auf einen Krieg gegen alle, die aus seiner Sicht den wirtschaftlichen Interessen der USA schaden können. Dabei meinte Trump nicht nur die konkurrierenden ausländische (Wirtschafts-) Nationen – sondern auch die heimische Linke und die Gewerkschaftsbewegung.

Mitgliederkarten und Gewerkschaftssymbole als „Beweise“
Als juristische Grundlage für die Verfolgung der Protestierenden wurde auf den „Riot Act“ zurükgegriffen. Ein archaisches Gesetz mit einer rassistischen Geschichte, das einst benutzt wurde, um die schwarze Befreiungsbewegung in den USA zu unterdrücken. Seit 1968 wurde es in Washington DC nicht mehr angewandt. Die US-amerikanische Polizei und die Justiz ging gezielt gegen Mitglieder der IWW vor. Mitglieder der Gewerkschaft wurden später in Gruppen zur Anklage gebracht. Ihnen wird vorgeworfen, sich an einer „Verschwörung zu Aufruhr“ beteiligt zu haben. Als Strafmass fordert die Staatsanwaltschaft über 60 Jahre Haft. Die Beweisführung verlief ähnlich abstrus. Die Polizei führte gefundene Buttons mit dem Logo der Gewerkschaft sowie IWW-Mitgliedskarten als Beweise für eine Straftat vor. Einem Mitglied der IWW wurde die Tür eingetreten, seine Wohnung gestürmt und durchsucht, obwohl er am Tag der Amtseinführung nicht einmal anwesend war. Er wurde trotzdem angeklagt, mit denselben Anklagepunkten wie die Demonstrant*innen vom 20. Januar.

Zurückgehaltene Beweise, fehlerhafte Verfahren und Freisprüche.
Nach dem enthüllt wurde, dass Beweise der Verteidigung zurückgehalten wurden, liessen die Bundesstaatsanwälte letzte Woche alle Anklagen gegen 10 der Beschuldigten fallen, darunter auch gegen Mitglieder der Industrial Workers. Am 8. Juni endete der zweite J 20 Prozess für drei Angeklagte aufgrund eines fehlerhaften Verfahrens und einem vollständigen Freispruch für einen weiteren Angeschuldigten.

Linke Proteste: Drakonische Anklagen
Weitere 44 Angeklagte warten allerdings immer noch auf ihren Prozess. Die bisherigen Niederlagen vor Gericht bedeuten einen Gesichtsverlust für den Staat und erhöhen den Druck, die Verfolgung der Beschuldigten durch Schuldsprüche weiter zu legitimieren. Das Vorgehen der Polizei zeigt ganz klar, dass auch die Gewerkschaftsbewegung Ziel eines geplanten Vorgehens ist. Es wird mit allen Mitteln versucht, die Gegner*innen des Präsidenten zu schwächen um die Stimme der organisierten Arbeiter*innen verstummen zu lassen. Denn für seinen Angriffe auf das (mehr oder weniger) soziale Gesundheitssystem und seinem erbarmungslosem Kampf gegen Einwandernde und ihre Familien kann Trump keine Bewegung brauchen, die sich für die Solidarität unter den Menschen einsetzt.

Rechte Gewalt in Charlottesville: Trump schweigt
In den USA sind Zeiten angebrochen, in der Faschist*innen und weisse Rassist*innen unsere Genoss*innen ohne rechtliche Konsequenzen auf der Strasse angreifen können, aber die Antifaschist*innen stehen vor einer 60-jährigen Gefängnisstrafe für die Teilnahme an einer Demonstration. In Charlottesville, im Bundesstaat Virginia marschierten im August 2017 – beflügelt durch die Erfolge Trumps – Mitglieder mehrerer rechter und rassistischer Gruppen auf, um gegen die geplante Entfernung eines Denkmals für einen General der Konföderierten-Armee zu demonstrieren. Diese Armee kämpfte während des Amerikanischen Bürgerkriegs für die Beibehaltung der Sklaverei. Klar, dass Liberale- und Antifaschist*innen eine Gegendemonstration organisierten. In diese Gegendemonstration fuhr ein rechtsextremer Aktivist mit seinem Auto. Absichtlich! Eine 32jährige Die 32jährige Demonstrantin Heather Heyer wurde getötet und mehrere Teilnehmer*innen schwer verletzt. Was Trump in Europa „zu vergeltenden Terrorismus“ nennen würde, nannte er in Charlottesville „Gewalt von vielen Seiten“. Erst zwei Tage später und nach heftigen Protesten – auch aus seiner eigenen Partei – distanzierte sich der Präsident von den rechten Übergriffen.

Die Geister die Trump rief – und braucht!
Dieses Statement nimmt Trump offenbar niemand so richtig ab – weder die Rechten Gruppen noch die Linke. Warum er so lange für eine Distanzierung brauchte, scheint auch auf der Hand zu liegen: Trump braucht Amerikas Ultrarechte und die nationale Bewegung als Wahlhelfer. Im Kampf gegen die Ansprüche der Arbeiter*innen und für die Aufrechterhaltung des Wirtschaftskrieges und der aggressiven Aussenpolitik ist er auf jede erdenkliche Unterstützung angewiesen. Eben auch auf die Unterstützung von äusserst umstrittenen Kreisen. Mithilfe dieser Kreisen will er Amerika wieder gross machen – und das auf Kosten der „kleinen Leute“, in Amerika und sonstwo…

Grenzenlose Solidarität – bis alle frei sind
Diese Zustände wollen wir nicht schweigend hinnehmen. Wir rufen im Gegenteil alle auf, zu tun, was immer sie können, um unsere mutigen Genoss*innen, die mit den Kräften der Reaktion konfrontiert sind, zu unterstützen!
Ein Angriff auf eine(n) ist ein Angriff auf alle!
Let`s Organize!