Für einen Frauen*streik von Unten!

14. Juni 2018 /
Für einen Frauen*streik von Unten!
Heute vor 27 Jahren streikten rund 500`000 Frauen* – es war der grösste Streik in der Geschichte der Schweiz. 2019 wollen verschiedene Parteien und Gewerkschaften mit der Forderung zur Umsetzung der Lohngleichheit einen neuen Streik lancieren. Verbesserungen in diesem System sind nicht grundsätzlich abzulehnen, doch eine grundlegende Veränderung kann nicht von Oben kommen. Ein Streik war und ist immer ein Mittel von Unten gewesen. Somit liegt es an uns allen unsere Bedürfnisse zu organisieren und dafür zu streiken. Wir wollen einen Streik mit revolutionären, feministischen, migrantischen und antikapitalistischen Inhalten, die das Gesamte in Frage stellt. Für einen Frauen*streik von Unten!

Soziale Brüche in der Schweiz
2018 jährt sich zum 100mal der Landesstreik, zum 50mal die 68er-Bewegung, zum 38mal die Jugendbewegungen der 80er und zum 27mal der Frauen*streik. All diese Ereignisse stellen wichtige Bezugspunkte für aufständische Momente in der ansonsten ruhigen Schweiz dar. Gleichzeitig zeigen sie, wie diese Momente von der Herrschaft aufgefangen und kanalisiert wurden. Die ehemals revolutionären Strömungen in der Sozialdemokratie, sowie den Gewerkschaften wurden zugunsten des sozialen Burgfriedens verraten. Die Jugendbewegungen wurden zerschlagen oder mit sogenannten Kulturzentren ruhiggestellt. Die feministischen Wellen haben sich nach der Einführung von zahlreichen Rechten (z.B. Wahlrecht) vielfach zurückgezogen. Trotz der vielen Zugeständnisse von Oben, sind die Unterdrückungen von Arbeiter*innen, Frauen*, der Jugend und anderen sozialen Gruppen wie z.B. Migrant*innen oder LGBTIQ* präsenter denn je.

Antipatriarchale Kämpfe von Unten
Der Frauen*streik 2019 setzt vor allem auf die Durchsetzung der Lohngleichheit. Dass Frauen* weniger verdienen, ist u.a. Ausdruck der patriarchalen Verhältnisse. Zahlreiche feministische Kämpfe in der Vergangenheit wurden geführt, um das Patriarchat zu überwinden. Nicht selten hatten dabei feministische Bewegungen einen revolutionären Grundkern. Auch beim Frauen*streik 1991 war die kritische Grundhaltung gegen das bestehende deutlich zu spüren. Der Protest in Bern fand zeitgleich mit der 700-Jahr Feier der Eidgenossenschaft statt. Der Bundesplatz wurde abgesperrt und die Herrschenden feierten sich und ihre Geschichte – die Geschichte von Staat, Kapitalismus und Patriarchat. Tausende Frauen* entschlossen sich, die Absperrungen auf dem Bundesplatz zu überwinden und den Platz für die eigenen Anliegen zu besetzen.

Eine breite und revolutionäre Perspektive
Nun rufen Parteien und Gewerkschaften zu einem neuen Streik auf, der keine Kritik an die Gesamtverhältnisse stellt. Ein Aufruf derer, die längst Teil der Herrschenden und mitverantwortlich für die unterdrückenden Verhältnisse sind. Wir aber wollen genau diese herrschenden Verhältnisse in Frage stellen und überwinden. Ein Streik ist und bleibt ein Mittel von Unten. Wer Arbeitskämpfe verhindert und lediglich verwaltet, wer Migrant*innen ausschafft, wer regelmässig Repression gegen feministische Kämpfe einsetzt, kann kein Teil von Unten sein. Deswegen bleibt uns ein Jahr Zeit, um Arbeiter*innen, Frauen*, die Jugend, Migrant*innen, LGBTIQ*-Menschen und alle weiteren Unterdrückten zu organisieren und unsere Stimme zu erheben und sichtbar zu machen.