Anarchist Solidarity – Tag 3

Interview über Krakau

Interview mit zwei Leuten aus Gruppen die Fahrten von Geflüchteten aus der Ukraine von Krakau nach Deutschland organisieren.

Die Situation vor Ort am Bahnhof Krakau hat sich verschlechtert, erzählt mal.

Kurt: Verschlechtert stimmt nicht, in und aus Krakau geht gar nichts mehr.

Susanne: Die polnischen Bullen kennen unsere Strukturen vor Ort. Es gab‘ öfter Diskussionen mit denen. Wir haben deutlich gemacht, dass wir das durchziehen aber gleichzeitig versucht denen möglichst entgegen zukommen. Das verschlechterte sich dann aber massiv. Die Züge die aus Krakau abfuhren waren komplett überbucht. Du hast es ja gesehen, der Bahnhof war voller Menschen. Zivilbullen vor Ort haben unsere polnischen Busfahrer interviewt, darüber wer wir sind und wohin wir fahren, und so weiter.

Es gibt (gab) auch keine sichtbaren NGOs, die Busfahrten organisiert haben, oder?

Susanne: Vielleicht gab es die, ich weiß es nicht. Sie verteilen Essen, gratis SIM Karten sowas halt, aber dass die Leute Tage im Bahnhof verbringen müssen weil die Züge überfüllt sind und sie nicht wegkommen, darum wird sich nicht gekümmert. Außer von den Gruppen, die selbstorganisiert fahren. Staatliche Stellen oder NGOs brauchen meistens ewig um was hinzubekommen, solange wird Selbstorganisation behindert oder unmöglich gemacht. Haben die das eigentlich zu Ende gedacht? Wollen sie die Leute echt alle in Polen lassen? Wohl kaum.

Du hast gesagt, dass aktuell in Krakau gar nichts mehr geht. Was ist da passiert?

Kurt: Die polnischen Behörden haben einen unserer Reisebusse vor dem die Leute schon zum Einsteigen standen, gekesselt. Wenn Du so willst, haben sie die Opfer nochmal zu Opfern gemacht. Die eine Hälfte der Geflüchteten ist sofort abgehauen. So kam es das der Bus, als erster überhaupt nur halbvoll losgefahren ist. Die Busse waren immer voll besetzt und dieser wäre es auch gewesen. Die Bullen haben sich dann von ein paar Frauen die Nummern geben lassen und uns gesagt, “wenn die Frauen sich nicht morgen früh bei uns melden, kommen wir zu Euch ins Hostel und machen euch fertig. Wir wissen wo ihr schlaft.“ Der Präsident ist vor ein paar Tagen in den Bahnhof, hat alle Unterstützer rauswerfen lassen und angeordnet, dass Züge mit Geflüchteten nicht mehr in Krakau halten. Eigentlich war das der Endpunkt von verschiedenen Schikanen, denen die Geflüchteten und den Unterstützer*innen ausgesetzt waren. Wir waren vier Wochen in Krakau, haben geschätzt 3000 Menschen raus geholt – in der gleichen Zeit sind bestimmt 20 Mal unsere Papiere aufgenommen worden, davon dass wir immer Zivis am Arsch hatten ganz zu schweigen.

Susanne: Erzähl‘ mal das mit den Registration.

Kurt: Seit Wochen verlangten sie schriftliche Registrationen, bzw. Legitimationen um das machen zu dürfen, was wir natürlich machen, ohne es zu “dürfen“. Sie wollten unbedingt irgendein Papier von einer NGO, einem Verein, irgendwas. Ganz wichtig, dass da ein Stempel drauf sein sollte.

Susanne: Der hätte wahrscheinlich auch einer von einer Kneipe sein können.

Kurt: Davon abgesehen, existiert so ein Papier einfach nicht. Ist einfach Schikane gewesen. Ach ja, dieses Papier sollte auch unbedingt aus der Stadt kommen, aus der die Busse herkamen.

Wisst ihr etwas darüber ob oder wie polnische Bullen mit ihren deutschen Kollegen kooperieren?

Kurt: Ich habe eine Nachricht bekommen, dass die Polen beim LKA eine Anfrage gestellt haben, ob ich schon mal im Zusammenhang mit Menschenhandel auffällig geworden wäre. Das LKA hat die Anfrage dann ans BKA weitergeleitet und die haben das dann verneint.

Offensichtlich gibt es also Amtshilfe zwischen Polnischen und Deutschen Behörden.

Wie geht es für Euch weiter?

Kurt: Wir haben bereits andere Orte gefunden um Geflüchtete rauszuholen.

Susanne: Wir werden uns mehr auf bestimmte Gruppen konzentrieren; Transmenschen, körperlich beeinträchtigte Menschen, PoCs, Leute ohne Papiere, Deserteure*innen.

A.L.E.