Wann
Wo
Münsterplatz, Bern
Veranstaltungstyp
Am Samstag, den 27. Oktober wollen wir gemeinsam gegen die tagtäglich herrschende patriarchale Unterdrückung demonstrieren. In Genf wurden Frauen* krankenhausreif geschlagen, in Bern begrabschten rechtsradikale Fussballfans mehrere Frauen* an der Aare. In Thurgau wurde einer Mutter, die mit ihrem Kinderwagen unterwegs war wortlos ins Gesicht geschlagen – weitere Frauen* berichteten von ähnlichen Angriffen. Alltägliche patriarchale Gewalt wie zum Beispiel häusliche Gewalt, Rassismus gegen nichtweisse Frauen* oder Diskriminierung von queeren Personen erlangen dagegen selten mediale Aufmerksamkeit. Lasst uns am Samstag, den 27.10. gemeinsam ein Zeichen gegen das Patriarchat setzten!
Das Erstarken des Antifeminismus
Mit dem Aufkommen des politischen Rechtsrutsches haben auch antifeministische Positionen an Bedeutung gewonnen. Es werden wieder konservative Familienmodelle gefordert, in der die Frau zu Hause bleiben und Kinder kriegen soll. Diskriminierungsfreie Sprache wird von rechten Parteien als „Political Correctness“ der hysterischen Feminist*innen abgelehnt, stattdessen bedienen sie sich bewusst sexistischer Ausdrucksweisen. Transpersonen werden als krankhaft und Teil des „Gender-Wahnsinn“ dargestellt.
Trotz der unterschiedlichen Ausprägungen, vereinen sich all diese Unterdrückungsformen im Antifeminismus. Dabei wird ein sogenannter Naturzustand kreiert, in dem nur Männer und Frauen existieren. Männer sollen die Rolle des Ernährers und Beschützers erfüllen, Frauen die des „schwachen“ Geschlechts. Zudem sehen sich einige antifeministische Parteien oder Organisationen als Beschützerin der „eigenen Frauen*“, wenn es beispielsweise darum geht gegen Migrant*innen zu hetzen, indem sie ausschliesslich „ausländische Kulturen“ als patriarchal und frauenfeindlich darstellen. Des Weiteren wollen sich sogenannte Männlichkeitsbewegungen von der „feministischen Verweichlichung“ befreien und sehen Frauen* vor allem als Sexobjekte an, die man(n) vergewaltigen darf. Frauen* würden Männer* unterdrücken und die Herrschaftsrolle übernehmen wollen. Der Antifeminismus definiert somit Frauen*, aber auch LGBTIQ* Menschen, als legitimes Ziel von physischer und psychischer Gewalt.
Bürgerlicher Feminismus ist nur die halbe Antwort
Bürgerliche feministische Bewegungen haben in den letzten Jahrzehnten viele Veränderungen mit sich gebracht. Frauen* durften ihren eigenen Lohn verdienen, eine Ausbildung machen oder Abstimmen gehen. Doch die emanzipatorischen Bemühungen beschränkten sich vor allem auf die Karriereleiter. Strukturelle Machtverhältnisse blieben meistens unangetastet oder griffen diese nur nebenbei auf. Die Haushaltsführung und die Kindererziehung blieb beispielsweise weiterhin Frauen*arbeit. Zudem wurden die Kämpfe der migrantischen Frauen* oder der queeren Bewegung von den bürgerlichen Feminist*innen kaum einbezogen.
Der bürgerliche Feminismus ist heutzutage zur einer Art Marke geworden, indem zum Beispiel Kleidungsstücke mit feministischen Parolen verkauft werden, während der Umstand, dass andere Frauen* die Konsumgegenstände für einen Billiglohn herstellen müssen, von den Konsument*innen ausgeblendet wird. Desweiteren bieten Parteien und Organisationen Feminismus an, in dem eine Mitgliedserklärung unterschrieben und der „feministische Kampf“ von Politiker*innen übernommen wird. Auch die Prides, die ursprünglich eine Protest- und Kampfform von Transmenschen und queeren Menschen of color war, wurde grösstenteils vereinnahmt und wird als Konsum- und Werbeplattform genutzt.
Queerfeminismus für alle!
Wir wollen eine Welt, in der alle Lebewesen frei sind und Kategorien aufgrund des biologischen oder sozialen Geschlechts keine Rolle spielen. Da auch der Kapitalismus, Rassismus und Staat unterdrücken und Machtverhältnisse darstellen, wollen wir diese ebenfalls überwinden. Queerfeministische Kämpfe sollen gelebt und organisiert werden. Es sollen autonome Räume entstehen, in denen diskutiert, gearbeitet oder alltägliche Probleme kollektiv angegangen werden können. Für diesen Queerfeminismus wollen wir auf die Strasse.
Selbstorganisierte und solidarische Demonstration
Wir wollen die Demonstration ohne Cis-Männer durchführen. Es soll ein Raum entstehen, wo Ideen, Meinungen und Emotionen, die immer wieder vom Patriarchat negiert werden, sichtbar gemacht werden. Das Nichteinbeziehen von Cis-Männern soll als temporäres Werkzeug betrachtet werden, um die herrschenden Machtverhältnisse ein Stück weit zu überwinden. Für interessierte Cis-Männer: Informationen zur solidarischen Mitbeteiligung werden folgen.
Wir solidarisieren uns mit allen queerfeministischen Kämpfen weltweit: mit den Pro-Choice Bewegungen in Argentinien, Chile & Irland, den autonomen Bewegungen der Zapatistas-Frauen* & Rojava, mit den Frauen*kämpfen in Indien, mit den LGBITQ* Kämpfen in der Türkei, den USA und Russland.