02. Mai 2021 / Am Mittwoch, 28.04.21, sind in Potsdam (Deutschland) vier Personen in einem Wohnheim ermordet und eine weitere Person schwer verletzt worden. Die Tat wird in den Medien jedoch teilweise nur minimal oder gar nicht thematisiert. Dies ist nicht verwunderlich, denn Taten gegen Menschen mit körperlichen, kognitiven oder psychischen «Beeinträchtigungen» werden oftmals verschwiegen. Das hat System und nennt sich Ableismus.
Im konkreten Fall wird – wie so oft – über die Täterin berichtet. Hervorgehoben werden mögliche Erklärungen über Druck in der Pflege bis hin zu den psychischen Folgen für die Mörderin. Wir finden, dass der Ableismus dieser Tat im Vordergrund stehen muss. Ableismus ist im Alltag selten Thema. Dies hat auch damit zu tun, dass Betroffene unterschiedlich diskriminiert werden. Gerade nicht sichtbare «Beeinträchtigungen», wie beispielsweise psychische oder kognitive Formen sind immer noch ein grosses Tabu.
Institutionen erschweren durch Schikanen die Lebensumstände für Menschen mit «Beeinträchtigungen». Dies ist strukturell bedingt, denn Institutionen wie die IV haben ihre festen Raster. Wer finanzielle Unterstützung erhalten soll, wird durch klare Muster geregelt und somit wird nicht individuell auf die Menschen eingegangen. Durch diese Raster fallen bereits viele Menschen hindurch. Andere werden von den Institutionen hin und her geschoben. Jene die finanzielle Unterstützung erhalten, müssen sich aufgrund von stetigem Leistungsdruck vor der Gesellschaft und dem Staat dafür rechtfertigen. Durch diese strickten Vorgaben, wie sie auch in anderen Institutionen wie z.B. der KESB oder des Sozialamtes zu spüren sind, werden Schikanen gefördert und somit ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit «Beeinträchtigungen» erschwert. Anstatt individuell auf Bedürfnisse einzugehen, wird von den Institutionen mehr darauf geachtet die Menschen so wenig wie möglich (finanziell) zu unterstützen.
Für Betroffene heisst der Kontakt mit den Intuitionen oftmals sich erklären zu müssen, fremdplatziert zu werden und mit einem Stigma zu leben. Der Staat baut solche Institutionen weiter ab, beispielsweise durch Gerichtsurteile, welche IV-Zahlungen ablehnen. Die Institutionen dienen damit lediglich als staatliche Scheinunterstützung. Menschen mit «Beeinträchtigungen», die nicht in dieses System passen und somit «aussortiert» werden, müssen tagtäglich um minimale finanzielle Unterstützung kämpfen. Dies ist sinnbildlich dafür, dass das System nicht funktioniert, wenn so viele Menschen darin keinen Platz haben.
Ableismus ist – wie beispielsweise Sexismus und Rassismus – auch eine Diskriminierungsformen. Als Anarchist*innen lehnen wir jede Form von Herrschaft und Diskriminierung ab. Deswegen gilt es auch bei Ableismus aufzustehen und uns hintere Betroffene zu stellen. #ableismustötet