29. September 2018 / Liebig34 verteidigen!
Die Liebig ist eine anarcha-queer-feministisches Hausprojekt an der Liebigstrasse, in der schätzungsweise 40 Menschen leben. Die liebig34 gehört zu den letzten verbliebenen Häusern im Kiez, die bei der grossen Besetzungswelle in den 90ern erkämpft wurden. Andere Projekte wie beispielsweise die Liebig14 wurden bereits geräumt oder weggentrifiziert. Der Immobilienhai Padovicz, Eigentümer der Liebig34, besitzt rund 200 (!) weitere Objekte in Friedrichshain, die bereits aufgewertet wurden oder gewinnbringend leer stehen. Gesprächsangebote seitens der Liebig34 wurden von Padovicz bisher unbeantwortet gelassen. Zur Verteidigung der Liebig34 wurde deswegen am Samstag zu einer Demonstration aufgerufen.
Angemeldet waren rund 200 Leute, gekommen sind am Ende über 1500 Menschen. Die Stimmung war spürbar angespannt. Die Demonstrationsroute führte durch den Kiez vorbei an den verschiedenen Hausprojekten an der Rigaer-Strasse. Aus den Häusern heraus wurde die Demo mit Feuerwerk und Transparenten gegrüsst. Kurz vor dem Ende, wurde der offizielle Umzug aufgelöst und gleichzeitig die Info einer Besetzung am Weidenweg gestreut. Das Haus am Weidenweg gehört ebenfalls Padovicz und steht seit Jahren leer. Noch bevor die Polizei reagieren konnte, zogen hunderte Menschen zügig zur Besetzung. Rund 100 Menschen organisierten vor dem Haus eine Sitzblockade, um eine Räumung zu verhindern. Weitere hunderte standen solidarisch vor den anrückenden Polizeiketten.
Da in Berlin Besetzungen von 24 Stunden geräumt werden sollen, drang die Polizei relativ schnell und ohne Räumungsbefehl ins Haus ein. Dennoch schafften sie es über fünf Stunden nicht, in die letzte verbarrikadierte Wohnung der Besetzer*innen vorzudringen. Vor dem Haus wurde die Sitzblockade nach und nach aufgelöst, zudem kam es vereinzelt zu Festnahmen. Irgendwann mitten in der Nacht und vor den Augen der ausharrenden Unterstützer*innen, wurden die rund 10 Besetzer*innen schliesslich abgeführt. Die Demo und die anschliessende Besetzung haben einen kleinen Einblick gegeben, dass die Räumung der Liebi34 nicht ohne weiteres erfolgen kann und wird. Zeigen wir uns solidarisch mit allen widerständischen Projekten – von der ehemaligen #effy29 zur #liebig34 oder der #rigaer94!