Übersetzung: Aufruf der anarchistischen Gruppe Pramen

Der fünfte Jahrestag des Aufstands gegen die Diktatur von Lukaschenko rückt näher. Als Folge gross angelegter Repressionen wurden die Massenproteste gegen das Regime vorübergehend niedergedrückt, und eine Reihe tragischer Ereignisse auf der Weltbühne überschattete die Entwicklungen in Belarus.

Mit welchen Gefühlen begehen wir diesen Jahrestag?

Einige mit Nostalgie, andere mit Hoffnung, wieder andere nur mit Erschöpfung und Enttäuschung. Für viele sind die Begeisterung und Einheit jener Tage durch Apathie und Uneinigkeit ersetzt worden. Die Ereignisse des Jahres 2020 sind jedoch nicht einfach Geschichte. Sie sind eine Erfahrung des gemeinsamen Kampfes, der Erfolge und der Fehler. Diese Erfahrung ist Teil der politischen Entwicklung des Landes geworden und inspiriert bereits neue Generationen in Belarus und darüber hinaus.

Durch den Aufstand von 2020 und die anschliessende Selbstorganisation haben wir nicht nur einander gefunden, sondern auch unseren Platz in einer Gesellschaft, die vom Regime und der russischen Regierung als gehorsame Herde dargestellt wurde. In diesem heissen Sommer haben wir die Kraft des kollektiven Handelns gespürt und die Stärke von selbstorganisierten Massenprotesten gesehen. Möglich wurde dies dadurch, dass jede*r Einzelne*r von uns sich entschlossen hat, mitzumachen. Ein Risiko einzugehen, zu glauben, nicht tatenlos zuzusehen.

Deshalb rufen wir unsere Verbündeten in den unterschiedlichsten Städten dazu auf, sich den Aktionen der Diaspora anzuschliessen oder eigene Veranstaltungen zu organisieren. Lasst uns alle um uns herum daran erinnern, dass es nicht nur den Staat und seine Repression gibt, sondern auch den unzerbrechlichen Wunsch der Menschen nach Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichberechtigung.

Bis alle frei sind!

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