21. September 2019 / 300 Menschen nahmen gestern, am 21.9. lautstark und selbstbewusst auf den Strassen und Plätzen Berns Raum ein. Denn im Alltag werden wir im öffentlichen Raum angestarrt, angemacht und überschaut, verdrängt und angepöbelt. Dies passiert uns, weil wir trans Frauen sind, weil wir cis Frauen sind, weil wir trans Menschen sind, weil wir inter, nonbinär, queer sind oder auch, weil wir diese Kategorien über den Haufen werfen wollen.
Diese Demo war offen für alle ausser cis Männer. Dies, weil wir alle sexistisch aufgezogen werden und die Rollenbilder, mit denen wir aufwachsen, sich auch an Demos bemerkbar machen. So reisst in der Regel ein cis Mann am Megafon die Parolen an, cis Männer tragen Transpis, machen Schutz, zünden Feuerwerke. Der Rest von uns macht diese Dinge jedoch nicht weniger gut – nur weniger oft.
Eine Demo ohne cis Männer stellte für uns deshalb die Möglichkeit dar, dass sich der Raum für andere Menschen öffnet und sich Menschen trauen Dinge zu tun, die sie noch nie getan haben. So versuchen wir Wissenshierarchien abzubauen und uns gegenseitig zu ermächtigen.
Die Demo war unbewilligt, weil wir zeigen und erleben wollten, dass wir unsere Kämpfe selbstbestimmt führen können und selbstbestimmt führen wollen. Wir versuchen uns ausserhalb der staatlichen Strukturen zu bewegen, weil diese in sich sexistisch und unterdrückend aufgebaut sind und so zu keinerlei Befreiung führen können. Die Initiativen, Frauenquoten und all die parlamentarischen Vorstösse die der Frauen*streik, der feministische Streik, ausgelöst hat, interessieren uns nur am Rande. Klar wollen wir auch diese kleinen Schritte. Aber wir wollen viel mehr und zwar jetzt!
Wir haben uns heute stark gefühlt, einen Moment der Selbstermächtigung erlebt. Die ganze sexistische, normative Kacke für einen Moment hinter uns gelassen und einen Moment der Verbundenheit, Stärke und des sich sicher Fühlens kreiert. Es gab vereinzelte Situationen, in denen Menschen versuchten, die Demo zu stören. Gleichzeitig gab es aber auch zahlreiche positive und schöne Reaktionen, welche uns zum weiterkämpfen ermutigen. Nach der Demo durch die Innenstadt nahmen wir uns den Falkenplatz. Das dortige Beisammensein war bewusst offen für alle, auch für cis Männer. Wir haben gegessen, es gab Konzerte. Danach tanzten wir gemeinsam zur Reitschule.
Die Stimmung während des gesamten Tages nahmen wir als extrem schön und ermächtigend wahr. Wir wurden von einer solidarischen Gruppe unterstützt, welche unter anderem das leckere Essen bereitgestellt hat. Merci tuusig!