22. Dezember 2016 /
Über 250 Menschen zogen heute mit viel Feuerwerk und guter Stimmung von der Reitschule durch die Stadt zur Effingerstrasse. Die anwesenden Menschen bekundeten vor der Besetzung ihre Solidarität und einmal mehr machten die Besetzer*innen heute deutlich – #Effy29 bleibt!
Im folgenden unser Flyer zur heutigen Demo:
Solidarität mit der Besetzung an der Effingerstrasse 29!
Seit Mai 2016 stand an der Effingerstrasse ein ganzer Wohnblock mit neun Wohnungen leer. Anfangs Dezember wurde nun die Effingerstrasse 29 besetzt und ist akut räumungsbedroht. Während in Bern bezahlbare Wohnungen immer seltener werden, nimmt die Anzahl an leeren Wohnungen stetig zu. Hausbesetzungen sind ein selbstbestimmtes Mittel, um leere und verwahrloste Wohnungen wieder aufleben zu lassen und Wohnraum zu schaffen.
In Bern gab es dieses Jahr über ein dutzend Hausbesetzungen. Kollektive wie «Ronja», «Cassiopeia» oder die «Kinderlein vom Breitenrain» haben gezeigt, wie gross das Bedürfnis nach Wohnräumen ist und dass viele Häuser oft ungenutzt vor sich hingammeln. Obwohl Besetzer*innen sofort den Kontakt mit Hausverwaltungen oder den Eigentümern suchten, wurde in den meisten Fällen mit Räumungen gedroht. Dabei wollten die meisten Besetzer*innen nur, dass die leeren Wohnräume bis zu einem allfälligen Abriss oder Renovation genutzt werden sollten. Dass besetzte Häuser geräumt werden und lieber Leerstehen sollen, hat folglich einen politischen Charakter. Im kapitalistischen Konkurrenzsystem, wollen jene, die besitzen lieber ihr Eigentum verrotten lassen, als sie (kurzfristig) mit Menschen zu teilen, die darauf angewiesen wären.
Die Berner Stadtplanung unterstützt dies, indem sie ein stetiges Wachstum vorsieht. Konkret bedeutet dieser «Wachstum», dass mehr einkommensstarke Menschen in die Stadt gelockt werden sollen. Zudem entstehen immer mehr Konsumtempel, wie es im Wankdorf, beim Westside oder bei der neuen Welle 7 bereits der Fall ist. Damit neue Konsumtempel, teure Luxuswohnungen oder langweilige Bürokomplexe entstehen können, müssen billige und stadtnahe Wohnräume weichen. Dieser ganze Aufwertungsprozess treibt die aktuellen Mieten in die Höhe und sorgt dafür, dass einkommensschwache Menschen aus der Stadt vertrieben werden.
Die jetzige Besetzung an der Effingerstrasse ist bereits die vierte Besetzung eines leerstehenden Hauses in dieser Strasse. Die drei Versuche davor wurden mit Räumungsandrohungen vertrieben und weitere Häuser oder Wohnungen gammeln dort vor sich hin. Doch nicht nur einzelne Strassenzüge, wie die Effingerstrasse sind von Verdrängung und Immobilienspekulationen stark betroffen, sondern insbesondere auch Quartiere wie die Lorraine oder der Breitenrain.
So sollte 2012 ein Bau für Luxuswohnungen am Centralweg in der Lorraine realisiert werden. Dieses Projekt ist jedoch durch die Besetzung des Centralparkes und zahlreichen Einsprachen aus dem Quartier bis heute blockiert. Doch bereits bei der alten Post bei Schönburg ist der nächste Bau von Luxuswohnungen geplant.
Erst im Herbst wurde nach fünf Jahren im Breitenrain eine Besetzung bei einer Immobilie der Migros geräumt. Gerade die Migros ist ein aktiver Akteur im Vertreibungsprozess. So soll an der Moserstrasse ein neuer Konsumtempel entstehen, obwohl es im Breitenrain bereits zwei Filialen gibt. Auch in der Lorraine hat die Migros ihre Expansionspläne vorangetrieben. Nebst der bestehenden Filiale am Dammweg, übernahm die Migros auch die Schulkantine an der GIBB und konkurrierte lokale Imbisse, sowie Take-Aways mit Billigstpreisen zu Grunde. Erst letzte Woche musste der Lorraine-Beck nach 40 Jahren aufgrund der steigenden Mieten und der Migros schliessen.
Ein besonders absurdes Bild bietet sich am Bahnhof. Wo die Migros nicht nur zwei Filialen im Bahnhof betreibt, sondern mit der Eröffnung der Welle 7 eine dritte Filiale eröffnet hat und bereits mit einer Übernahme der Markthalle für eine vierte Filiale liebäugelt.
Die stetige Privatisierung des (öffentlichen) Raumes wollen wir nicht ohne weiteres hinnehmen. Deswegen unterstützen wir Besetzungen an der Effingerstrasse 29 und sonst wo.
Freiräume erkämpfen und verteidigen!
Mehr Infos findest du unter facebook.com/infoAGB
oder facebook.com/raumraub