04. Juni 2018 / Solidaritätsaktionen in Bern, nach der Ermordung an Soumayla Sacko in Italien.
Schluss mit Rassismus und Ausbeutung. Solidarität mit den migrantischen Landarbeiter*innen von Gioia Tauro
DIE JAGD AUF DIE ARMEN IST ERÖFFNET
Am Samstag Abend wurde im kalabresischen Gioia Tauro Soumaila Sacko, ein malischer Migrant, der stets an vordester Front in den Kämpfen für die Rechte der migrantischen Landarbeiter*innen stand, durch einen Schuss in den Kopf getötet. Der Täter wurde noch nicht gefasst, doch uns ist der politische und moralische Mandant bekannt: Matteo Salvini, Leader der rassistischen Lega und neuer Innenminister Italiens in der 5-Sterne-Lega-Regierung, der nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt in den Medien erklärte: „Ich habe die Nase voll von den Unbestraften, die tun und lassen können, wie sie wollen. Eine Priorität unserer Regierung wird sein, für die illegalen Migranten weniger Geld und Zeit zu verschleudern. Die Regulären und Ehrlichen haben nichts zu fürchten, aber für die illegalen Migranten ist das Vergnügen vorbei: Macht eure Koffern bereit.“
Sie haben einen von uns getötet.
Einen Tagelöhner; einer, der sich den Rücken kaputt machte auf den Feldern, unter der Sonne, ohne Rechte.
Sie haben einen Arbeiter getötet.
Einen Jungen, kaum 30, sein ganzes Leben noch vor sich.
Das werden sie euch nicht erzählen.
Sie werden euch erzählen, dass aus Notwehr auf einen schwarzen Mann, der klaute, geschossen wurde.
Soumaila jedoch war in einer verlassenen Fabrik auf der Suche nach Wellblech, um sich eine Baracke zu bauen; ein Heim, in dem er die wenigen Stunden am Tag, die er nicht bei der Arbeit verbrachte, ausruhen zu können.
Jemand hat den Scharfschützen gespielt, jedoch nicht, weil er in Gefahr war, sondern aus purem Spass. Ein Schuss aus 60 Metern – alles andere als Notwehr also! – und von hinten, auf den Kopf zielend. Soumaila wurde regelrecht hingerichtet, weitere zwei Migranten verletzt.
Sie werden uns sagen: Warum brach er in einem verlassenen Lager ein, um Metallteile zu sammeln? Weil die LandarbeiterInnen von Gioia Tauro in der Zeltstadt von Sans Ferdinando leben, 4000 Menschen auf engstem Raum gepfercht. Die Bosse der Landwirtschaft wählen sie wie Ware im Supermarkt aus, lassen sie wie Sklaven arbeiten und bereichern sich dadurch enorm.
Wir sagen jedoch: Das Problem ist nicht, dass diese Landarbeiter*innen Blech suchen, um sich einen Unterschlupf zu bauen; das Problem liegt darin, gezwungen zu sein, in einer Baracke aus Wellblech leben zu müssen, um sich sein Brot zu verdienen. Jemand hat das „Vergnügen“ genannt.
Sie haben einen Jungen Malianer getöten, einen Arbeiter, einer, der stets an vordester Front für die Rechte der Arbeiter*innen stand, gemeinsam mit der Basisgewerkschaft Unione Sindacale Di Base.
Heute wird in Gioia Tauro gestreikt. Seine Brüder und Schwester haben entschieden, die Arbeit niederzulegen.
Wir befinden uns in einem Krieg gegen die Armen, einem realen Krieg, der Tote produziert, also nicht einfach nur bildlich gesprochen. In einer solchen Situation können wir nicht wegschauen.
Wir unterstützen den heutigen Streik, wir unterstützen den Schmerz und die Wut der Schwestern und Brüder von Soumaila.
#blacklivesmatter